17.04.2015
120 Minuten Angriff auf die Lachmuskeln
Da leben drei fränkische Volksstämme nah bei einander, was aber nicht immer heißt, dass die Fonetik der Dialekte klar übersetzbar ist. Selbst ein eingefleischter oberfränkischer Pretzfelder tut sich da schon schwer, den Band-Namen „häisd`n`däisd vomm mee“ der sechs unterfränkischen Spaßvögel aus Stammheim bei Volkach mit „hüben und drüben vom Main“ zu deuten. Aber zum Glück gibt`s da noch Musikinstrumente, die zusammen mit ihrem Programm „da waggld des Kodledd“ und der entsprechend ironisch vorgetragenen Satire aus dem fränkischen Alltag dem Publikum in der ausverkauften Turnhalle einen unvergesslichen Abend bescherten. Karl Ludwig Grodd, Vorsitzender des örtlichen Fränkischen Schweiz Vereins(FSV), hat mit seiner Einladung der sechs in Cordhosen, Karohemden und Arbeitshüten gekleideten Vollblutmusiker für ein kulturelles Highlight im FSV-Veranstaltungskalender gesorgt und damit voll ins Schwarze getroffen. Schon beim Einzug in die Halle knüpften die Künstler nicht nur mit ihrem Grüß-Gott-Lied, sondern auch durch Händelschütteln erste Publikumskontakte. Schon ihre eigene Vorstellung per acapella veranlasste dennoch manchen Zuhörer, die 6 Blasinstrumente und das Akkordeon zu suchen. Und mit der ‚Frage „wie sächt ma auf frängisch zu Pretzfeld?“ lieferte Frontman Stefan Ebert auch gleich die passende Antwort: Fröschknigger. Begleitet vom Sprechgesang „auswärts is alles besser“ wurden Gemeinsamkeiten festgestellt wie „das Bier im Wirtshaus schmeckt immer besser“, denn zu Hause heißt es „es langt“ und im Wirtshaus kommt einem ein „willst nu aans“ entgegen. Im Wein liegt bekanntlich die Wahrheit und so durfte auch nicht der Feststellungsreim fehlen: der Magen einer Sau, die Gedanken einer Frau und der Dorscht bleiben immer unerforscht! Als musikalischer Zauberer holte sich Körnl (Kornel Hetterich) aus dem Publikum eine Assistentin (Kerstin) auf die Bühne, wobei nur ein (Kleider)Ständer aus der Hamazeit (… den Ständer ham a seit 8 Johr) dazwischen stand. Der Clou war, dass während des Spielens mit dem längsten Zauberstab der Welt, seiner Posaune, Körnl nach und nach Teile des Instruments weghängte. Natürlich „musste“ dies auch Kerstin von sich machen, deren Fragezeichen in Mimik und Gestik an Gestalt zunahm. Michl (Michael Saffer) der seine Posaune par excellence beherrschte, zog mit dem Dschardasch die staunenden Zuhörer voll in seinen Bann. Die Schweine-Polka brachte das „Koddled-Programm“ auf den Punkt: der Eber zur Sau „ich werd` dich immer lieben, auch noch im Gefrierfach“, wobei sie gesteht im Liebesdurst „ selbst wenn du Wurst bist, bist du mir noch längst nicht Wurst“. Dazu der Refrain „oh, legt die Sau mit ihrem Eber einen Tango aufs Parkett, da wackelt das Kotelett und manches Kilo Fett“. Mit dem Lied vom weißen Hemd, das einen ein ganzes Leben lang begleitet, wurde der philosophische Teil mit dem Ratschlag zum Besten gegeben „wenn der Herrgott ruft jetzt seid ihr dran, dann stellen wir uns ganz hinten an“.
Insgesamt war es ein mit wachsendem Unterhaltungswert gelungener Abend, der wieder mal viel zu schnell vorbei war. Altbürgermeister Walter Zeißler äusserte die vielsagende Feststellung „die könna spieln und ham wos drauf“. Ergänzt von Pfarrer Florian Stark, der meinte „die Einarbeitung des Lokalkolorids freut mich und dass trotz drei verschiedener Franken doch alles verständlich ist“ gaben Beide die Publikumsmeinung gut wieder. Wilfried Roppelt
Herzlichen Dank an H. Wilfried Roppelt für seinen Bericht und die nachfolgenden Bilder:
Bilder aus den Reihen des FSV:
… und noch ein paar Fotos mit dem Thema „hinter den Kulissen“ bzw. „Zeuch drumrum“: